Simone Schmitz

Simone Schmitz ist Stipendiatin des GNK-Graduiertenkollegs „Zeugenschaft. Episteme einer medialen und kulturellen Praxis" an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Dort absolvierte sie von 2010 bis 2016 ihr Studium der Kulturanthropologie/Volkskunde (Beifach Philosophie). Nachdem sie sich in ihrer Bachelorarbeit mit der Ausgestaltung und Perpetuierung eines Stadtimages befasst hatte, widmete sie sich in ihrer Masterarbeit dem Thema „Streit im Kontext von Familien". 2014 war sie studentische Hilfskraft am Institut für Film-, Theater-, Medien- und Kulturwissenschaft. Nach ihrem Abschluss lebte und arbeitete sie ein Jahr lang in Japan. Seit 2019 ist sie in der Gesellschaft für Volkskunde in Rheinland-Pfalz tätig. Ihre Forschungsinteressen liegen in der Rechtsanthropologie, der Familienforschung sowie bei Konflikten in alltäglichen Zusammenhängen.

Publikationen

Conte, Dominique; Schmidt, Sandra; Schmitz, Simone & Wandjo, Sophie (2014). Bericht über die Kommissionstagung „25 Jahre Erinnerung an das geteilte Europa". Volkskunde in Rheinland-Pfalz. Informationen der Gesellschaft für Volkskunde in Rheinland-Pfalz e.V., 29, 130–140

 

Dissertationsprojekt

Konstruktion und Inszenierung von Zeugenschaft vor Gericht als alltagskulturelle Praxis

Das Projekt widmet sich der Zeugenschaft vor Gericht als alltagskultureller Praxis. Dabei sollen Menschen in ihren lebensweltlichen Kontexten in den Mittelpunkt gerückt werden, wenn es um die Konstruktion von Zeugenschaft für die Zeugnisgebenden selbst geht. Wie setzen sich Zeug*innen mit ihrer Rolle vor Gericht auseinander, welche Vorstellungen von Zeugenschaft und Recht liegen dem zugrunde? Welche Vorsätze und Intentionen tragen sie mit in den Verhandlungssaal, und wie situieren und inszenieren sie sich in diesem spezifischen raumzeitlichen Setting? Welche soziokulturellen und medialen Einflüsse wirken dabei auf sie ein? In Anwendung einer qualitativen Feldforschungsmethodik soll diesen und verwandten Fragen nachgespürt werden.

Gerichtliche Zeugenschaft ist interdisziplinär bereits vielfältig verhandelt worden. Gefragt wurde und wird u. a. nach ihrer Einbettung und Praxis im Prozess, nach dem an sie gerichteten Erkenntnisinteresse, nach Glaubhaftigkeit und Verwertbarkeit von Aussagen und nicht zuletzt nach Problemfeldern in all diesen Bereichen. Gesellschaftliche Verortungen und kulturvergleichende Ansätze sind ebenfalls nicht ausgeblieben. In der deutschsprachigen Kulturanthropologie/Volkskunde blieb das Sujet bis heute jedoch nahezu unberührt, zumal sich der potenziell rahmengebende Bereich der Rechtlichen Volkskunde mit seinem Blick auf den Konnex von Recht und alltäglicher Lebenswelt seit den 1980er-Jahren nurmehr in Randständigkeit bewegt – jüngst zeigt sich hier jedoch wieder etwas Regung.

Ziel der Arbeit ist mithin eine hermeneutisch-interpretative Aufbereitung dieser bisher eher marginal verhandelten Perspektive. Auf diese Weise soll zu einem vertieften Verständnis der Rolle, Voraussetzungen und Herausforderungen von Zeug*innen vor Gericht beigetragen werden.