Verena Arndt

Verena Arndt ist Stipendiatin des Graduiertenkollegs „Zeugenschaft. Episteme einer medialen und kulturellen Praxis" an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Am dortigen Institut für Film-, Theater-, Medien- und Kulturwissenschaft absolvierte sie zuvor ihr Studium der Theaterwissenschaft und arbeitete mehrere Jahre als studentische Hilfskraft. Vor Erhalten des Stipendiums war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Theaterwissenschaft tätig und sammelte zudem Arbeitserfahrungen in der Theaterpädagogik sowie als Regieassistentin. Ihr primäres Forschungsinteresse richtet sich auf das Spannungsfeld von Unterhaltungstheater und politischem Theater, was sich bereits in ihrer Master-Arbeit „Where was the Comedy" – Lachen im Angesicht des Unvorstellbaren in Theater und Film nach 1945 artikulierte.

 

Dissertationsprojekt

Der lachende Zeuge – Die (Schein-)Paradoxien kontroverser testimonialer Praktiken.

Das Projekt widmet sich dem Verhältnis von Zeugenschaft und Gelächter – sowohl auf Seiten des Zeugens als auch auf Seitens des Hörers eines Zeugnisses. Die im Titel aufgerufenen Schein- Paradoxien beziehen sich hierbei auf die Beobachtung, dass im Diskurs um testimoniale Praktiken zumeist Momente großer Ernsthaftigkeit betrachtet werden. Diesen würde Gelächter eine problematische Ambivalenz verleihen. Im Extremfall könnte ein Lachen auf Seiten des Zeugens seine Glaubwürdigkeit untergraben und ihn somit aus dem Status des Zeugens entheben.

Mit Rückbezug auf Humor- und Komiktheorien soll dem Lachen und seiner psycho-sozialen Funktion ein Platz in der Zeugnisforschung eingeräumt werden, auch und gerade im Zusammenhang mit Themen, die klassischerweise wenig Anlass zu Gelächter bieten. So werden sogenannte „Holocaust-Komödien" ebenso Teil der Untersuchung sein, wie Zeitzeugenberichte von Überlenden der Shoah, sofern diese sich Humor bedienen – was in ausgewählten Fällen empirisch nachgewiesen werden konnte.

Auch auf Seiten der Zuhörenden kann Gelächter einen spezifischen Modus des Bezeugens hervorbringen. Geht man, wie Freud, von einer entlarvenden Funktion des Lachens aus, lässt sich sagen, dass spontanes Gelächter in der Lage ist, ein unfreiwilliges Zeugnis hervorzubringen: Es offenbart Gedankengänge, Sympathien oder Ressentiments, die sonst im Verborgenen geblieben wären.

Die Funktions- und Wirkungsweisen des komplexen Feldes von Komik, Humor und Gelächter stellen im Kontext der Zeugenschafts-Forschung ein Desiderat dar, welchem dieses Projekt gegenübertritt.