Zeynep Tuna

Zeynep Tuna ist Stipendiatin des GNKGraduiertenkollegs „Zeugenschaft. Episteme einer medialen und kulturellen Praxis" an der JohannesGutenbergUniversität Mainz. Sie studierte Film and Television (BA) Istanbul Bilgi University und Art in Context (MA) an der Universität der Künste Berlin. Von 2016 bis 2018, sie war Stipendiatin an der Graduiertenschule an der Universität der Künste Berlin.

 

Dissertationsprojekt

Tränen in Split-Screen: Mikropolitiken der Demütigung, des Verdachts und der Emotionen in True-Crime Talk-Shows in der Türkei

In ihrem Dissertationsvorhaben untersucht Zeynep Tuna-Klingler eine Reihe zeitgenössischer True-Crime Talk- Shows im türkischsprachigen Fernsehen vor dem Hintergrund aktueller politischer Entwicklungen unter dem Regime der konservativen AKP (Gerechtigkeits- und Fortschrittspartei). Sie vertritt dabei die These, dass sich der Erfolg dieser Shows - vor allem beim weiblichen Publikum - sowohl als Symptom wie als Produkt einer hochgradig medialisierten Gesellschaft verstehen lässt, in der Misstrauen, gegenseitige Verdächtigung und Zweifel beständig zunehmen, insbesondere in der Folge des harten Durchgreifens der Regierung nach dem gescheiterten Putschversuch vom 15. Juli 2016.

In ihrer Forschung konzentriert sie sich auf drei Aspekte der Shows: 1. Spaces: Durch eine Analyse des audiovisuellen Materials, insbesondere des Set-Designs und des Schnitts soll herausgearbeitet werden, wie die Shows alternative Stimmungen von Intimität, Nüchternheit und Bloßstellung mithilfe einer limitierten Zahl visueller und akustischer Komponenten herstellen. 2. Zeugnisse: Eine genaue Beobachtung der Codes und Muster der Zeugen on Set soll nachvollzogen werden, wie ihre Zeugnisse bewusste performative Akte sind, und wie diese Performances wiederum Gegenstand für Diskussionen, Interpretationen und forensische Untersuchung werden - nicht nur in den Shows selbst, sondern auch in den sozialen Netzwerken der Zuschauerinnen. 3. Kontexte: Es soll weiterhin untersucht werden, wie die Shows in der kulturellen Landschaft jener „Neuen Türkei“ situiert werden, die der türkische Präsident Erdoğan proklamiert hat, und wie sie die Illusion eines funktionierenden Ersatz-Justizsystems bedienen.